Was aber hat es tatsächlich mit der so genannten Atmungsaktivität bzw. -fähigkeit der Wände auf sich? Wie verhält es sich mit der Behauptung, dass die Praxis zeigen würde, nach dem Einbau solcher Dämmschichten käme es zu vielfältigen Feuchteschäden?
Diese meist sehr emotional vorgetragenen Vermutungen erweisen sich bei genauerer Betrachtung der Zusammenhänge als falsch. Dass schließt allerdings keineswegs aus, dass es durch unsachgemäßen Einbau von Dämmschichten zu Durchfeuchtungsschäden kommen kann.
Die Hauptursache für die Beständigkeit dieses Vorurteils ist die Angst vor feuchtigkeitsbedingten Bauschäden, die in den letzten Jahren auch zugenommen haben. Und diese Zunahme liegt zeitnah bei dem verstärkten Einsatz von Dämmstoffen. Ebenso wurden jedoch auch Fenster erneuert, Heizungen eingebaut, neues Mobiliar angeschafft, Bäder gefliest, die Anstrengungen zur Einsparung von Energiekosten vergrößert und Dämmstoffe falsch eingebaut.
Die Bedeutung der sogenannten "Außenwandatmung" für die Regulation von Luftfeuchtigkeitswerten im Winter wird extrem überschätzt, während die Bedeutung der Lüftung, also des Luftaustausches durch Öffnungen jeder Art, völlig unterschätzt wird.
Insbesondere der Begriff „Atmung" ist in diesem Zusammenhang irreführend, weil er von der Vorstellung eines funktionieren Luftaustausches durch die Außenwand ausgeht. Dieser ist zwar messbar, wird aber in seiner Bedeutung für die Verringerung der Luftfeuchtigkeit≡Luftfeuchtigkeit≡
Außenluft bzw. Raumluft kann Wasserdampf aufnehmen, allerdings nur eine bestimmte Menge. Die maximal aufnehmbare Wasserdampfmenge hängt von der Temperatur der Umgebungsluft ab (Warme Raum- bzw. Außenluft nimmt mehr Wasserdampf auf) und wird durch die Sättigungsgrenze bestimmt. Man unterscheidet die relative Luftfeuchtigkeit in % und die absolute Luftfeuchtigkeit in g/m³. stark überbetont.
- Der messbare, tatsächliche Luftdurchtritt durch Außenwände beträgt nur 1 % -2 % des für eine gesunde Luftqualität notwendigen Luftwechsels≡Luftwechsel≡
Luftwechsel sind erforderlich, damit die Raumluft zur Sicherung einer hygienische Luftqualität in bestimmten Abständen ausgetauscht bzw. erneuert wird. Abgebaut werden muss dabei der Gehalt an Wasserdampf, Kohlendioxid und von Luftschadstoffen. Wie oft die Luft pro Stunde ausgewechselt wird, gibt die Luftwechselrate bzw. Luftwechselzahl an.. - 98 % der erforderlichen Luftmenge zur Sicherung einer hygienischen Luftqualität müssen durch eine vernünftige Lüftung ausgetauscht werden.
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Abbildung: Bundesverband Kalksandsteinindustrie eV, Hannover |
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Der Luftaustausch über Außenwände, Decken und Fußböden ist so gering, das eine brennende Kerze (sauerstoffverbrauchend) schon nach kurzer Zeit verlöschen würde. Abbildung: Bundesverband Kalksandsteinindustrie eV, Hannover |
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Die Tauwassermenge die während der kalten Jahreszeit in eine Wand eingetragen wird ist bei einem ungedämmten bzw. gering gedämmten Haus wesentlich größer als bei einer gut gedämmten Konstruktion Quelle: Impulsprogramm Hessen |
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Quelle: Impulsprogramm Hessen |
Tatsache ist: Wer sich auf die „Wandatmung" verlässt, lebt in einem sehr ungesunden, meist zu feuchten und schadstoffreichen Raumklima≡Raumklima≡
Das thermische Raumklima (bzw. die empfundene Behaglichkeit) eines Wohnraumes wird durch die Lufttemperatur, die Luftfeuchtigkeit, die Oberflächentemperaturen der Raumumschließungsflächen und die Luftbewegung bestimmt. Die Zusammensetzung der Luft, ihr Staub- und Schadstoffgehalt, der Ionisationsgrad der Raumluft, im Grunde auch die Beleuchtungsverhältnisse und der Einfluss von Schallquellen sind weitere klimarelevante Faktoren.. Dies gilt um so mehr, wenn es sich um zentralbeheizte, mit modernen dichten Fenstern ausgestattete Wohnungen handelt.
Die wahren Ursachen für Durchfeuchtungen, die Zunahme von Raumluftschadstoffen und Schimmelpilzbelastungen bleiben sehr oft unerkannt.
»› Luftschadstoffe in Innenräumen...»› Schimmel, Ursachen und Vermeidung...
siehe auch
»› Ist zentralbeheizte Luft zu trocken?»› Was ist Wasserdampfdiffusion?